Zukünftig dürfen sich auch Landbewohner in Deutschland über Highspeed-Internet freuen. Die Deutsche Telekom plant in Kooperation mit einem Tochterunternehmen von RWE einen großflächigen Breitbandausbau in deutschen Landregionen. Dies würde bedeuten, dass endlich auch abseits der Städte Streaming-Dienste wie Netflix und Co. zur Verfügung stehen. Der Netzausbau der Telekom ist auch dringend nötig, denn im internationalen Vergleich hinkt Deutschland beim Breitbandausbau deutlich hinterher.
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Telekom kooperiert beim Breitbandausbau mit Innogy
Der Ausbau des schnellen Internets ist eine nationale Aufgabe. Wir als Innogy werden gemeinsam mit der Deutschen Telekom unseren Beitrag leisten, damit Deutschland dieses Ziel schnellstmöglich erreicht.
–Hildegard Müller, Vorstand Netz & Infrastruktur der Innogy SE
Die Deutsche Telekom hatte dem Bund bei diesem Vorhaben Unterstützung zugesagt und versicherte, bis 2018 circa 80 Prozent der deutschen Bevölkerung mit Highspeed-Internet zu versorgen. Zu diesem Zweck hat sich das Mobilfunkunternehmen nun die Unterstützung des Ökostromanbieters Innogy zusichern lassen.
Laut Innogy sollen vorerst 60 Netze in deutschen Landregionen mit Breitbandinternet versorgt werden. Konkret würde dies circa 55.000 deutsche Haushalte aus Regionen im Münsterland, in Hunsrück und der Eifel betreffen. Bislang konnten in diesen Gegenden maximal Geschwindigkeiten von bis zu 1Mbit/s erzielt werden. In naher Zukunft sollen durch den Netzausbau der Telekom bis zu 100 Mbit/s erreicht werden können.
Telekom stemmte Netzausbau bislang im Alleingang
In wirtschaftlicher Hinsicht sei es für die Deutsche Telekom nicht möglich, den gesamten Breitbandausbau in Deutschland alleine zu tragen, erklärte das Unternehmen. Auch dies mag erklären, weswegen der Bonner Internet- und Mobilfunkanbieter sich nun dazu entschloss, andere Unternehmen ins Boot zu holen.
Die Zeit ist reif, ausgetretene Pfade zu verlassen.
–Niek Jan van Damme, Chef der Deutschen Telekom
Der Netzausbau der Telekom kann folglich ohne Bauarbeiten erfolgen, auch wenn pro Jahr zusätzlich circa 1.000 Kilometer Kabel verlegt werden sollen.
Doch nicht nur für die Telekom scheint sich die Partnerschaft zu lohnen. Auch Innogy kann profitieren. Zwar bietet das Unternehmen auch selbst Internetanschlüsse an, allerdings sind die Kapazitäten längst nicht ausgelastet. Zusammen mit der Marke Deutsche Telekom dürfte sich dies nun ändern.
Vom Digital-Standort Deutschland kann keine Rede sein
Deutschland versteht sich als Digital-Standort, droht aber vor allem hinsichtlich des Breitbandausbaus den Anschluss zu verlieren. Zwar sollen bereits in einem Jahr alle deutschen Haushalte auf mindestens 50 Mbit/s zugreifen können, doch schließt dies auch Mobilfunk mit ein. Jedoch sinkt die Surfgeschwindigkeit enorm ab, sobald sehr viele Menschen im LTE-Netz unterwegs sind.
Doch ohne die kabellose Netzanbindung scheint das optimistische Ziel der Bundesregierung kaum erreicht werden zu können. Dabei ist ein schneller Netzausbau enorm wichtig, auch um in Zeiten von Internet of Things und Big Data als Wirtschaftsstandort konkurrenzfähig zu bleiben.
Dabei beträgt das Potential der Digitalisierung für Deutschland laut einer Studie von IW Consult, die im Auftrag von Vodafone erhoben wurde, in den kommenden fünf Jahren 154 Mrd. Euro. Zeitgleich stellte die Studie fest, dass Deutschland, was den Netzausbau anbelangt, lediglich im europäischen Mittelfeld zu finden ist.
Europäische Nachbarn und Asien setzen bereits voll auf Glasfaser – und Deutschland diskutiert noch über Kupfer. Das darf nicht der Anspruch einer führenden Industrienation sein.
–Hannes Ametsreiter, Chef von Vodafone Deutschland
Dies hängt auch damit zusammen, dass hierzulande nur wenige Glasfaseranschlüsse installiert sind. Lediglich 1,3 Prozent aller Anschlüsse basieren auf einer Glasfaser-Netzarchitektur (FTTB/H).
Zum Vergleich: In Südkorea sind es 70 Prozent. Da Breitband-Internet aber mittlerweile ein elementarer Standortfaktor ist, droht Deutschland die Vormachtstellung als Europas Industrienation Nummer eins zu verlieren.
Insbesondere in den ländlichen Regionen stockt der Ausbau, weil der Netzausbau für private Unternehmen aufgrund der geringen Einwohnerdichte nicht rentabel ist. Fördergelder von Bund und Länder sind daher enorm wichtig. Bayern beispielsweise stellt mit derzeit 1,5 Mrd. Euro das größte Budget für den Breitbandausbau zur Verfügung.
Nicht umsonst gilt München als Deutschlands zentraler Digital-Standort. Dies zumindest geht aus einer Deloitte-Studie hervor, die 30 deutsche Großstädte auf ihre digitale Wettbewerbsfähigkeit untersuchte.
Die Digital-Rangliste deutscher Großstädte
Quelle: Deloitte
In Karlsruhe surft man am schnellsten
Auch wenn München die Spitzenposition im digitalen Städteranking einnimmt, was die Internet-Geschwindigkeit anbelangt, führt derzeit kein Weg an Karlsruhe vorbei. Laut einer Untersuchung des Verbraucherportals Verivox, das seine Daten aus den abgeschlossenen Internetverträgen 2016 bezog, darf in der zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs durchschnittlich mit 70 Megabit pro Sekunde im Internet gesurft werden – so schnell wie nirgendwo anders in Deutschland.
Städtevergleich der Internet-Geschwindigkeit
Kurioserweise ist auch Deutschlands Digital-Standort Nummer eins nur auf den hinteren Plätzen (Rang 22) zu finden. Doch damit besitzt Bayerns Hauptstadt noch immer deutlich schnellere Leitungen als der Großteil der ostdeutschen Städte. Auch hier bestätigt sich wieder, dass der Netzausbau gerade in dünn besiedelten Regionen nur äußerst langsam voranschreitet. Bleibt zu hoffen, dass die Deutsche Telekom den Netzausbau zügig abwickelt.
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