App-Revolution im Google Play Store: mehr Qualität, weniger Kosten für Entwickler

Finger tippt auf Smartphone im Google Play Store
Nicht immer sind die Top-Charts im Google Play Store tatsächlich "top". Bildquelle: ymgerman - 421580575 / Shutterstock.com

Nach dem App Store ist der Google Play Store der wichtigste Online-Markt für Apps, vor allem für Android-Smartphones. Mehr als 3,4 Millionen Applikationen weist Googles Play Store nach aktuellem Stand vor. Täglich werden es mehr. 82 Milliarden Apps wurden alleine 2016 heruntergeladen. Doch leider ist in den Apps nicht immer das drin, was Titel, Download-Zahlen und Nutzerbewertungen versprechen. Auch deswegen sollen zukünftig neue Qualitätsstandards im zugrundeliegenden Algorithmus eingeführt werden. Zudem senkt Google die Kosten für App-Entwickler, die ihre Produkte im Play Store anbieten möchten. Und noch eine Revolution soll es geben: Aller Wahrscheinlichkeit nach öffnet Google den Play Store auch für Gambling-Apps.

Neuer Algorithmus notwendig? Google soll Qualität im Play Store verbessern

Eigentlich ist der Google Play Store eine hervorragende Sache für alle Menschen, die nach neuen Programmen für ihr Android-Smartphone suchen. Über die Suchfunktion lässt sich einfach und schnell eine passende App für fast jedes Anliegen finden. Ob es sich nun um eine App für besseres Shopping handelt, um Messenger, Foto-Editoren oder die mobile Autobörse, Googles Play Store bietet eine riesige Auswahl vieler, meist gar kostenloser Apps für jedermann an.

Auch Smartphone-Spiele sind sehr beliebt. Sie zählen zu der am häufigsten heruntergeladenen App-Kategorie. Klar, denn mittlerweile lassen sich moderne Spiele wie Candy Crush Saga, aber auch echte Klassiker wie Super Mario jederzeit auch unterwegs mit dem Smartphone spielen. Und wer nach neuer Spieleunterhaltung Ausschau hält, der schaut sich einfach in der Rubrik „Top Charts“ um.

Doch leider lassen sich hier immer wieder auch Spiele finden, die gar nicht so „top“ sind, wie es die Nutzerwertungen oder eben die Top-Spiele-Kategorie suggerieren. Titel wie „Euro wütend Stadt Van Fahren Simulation“ oder „Gangster Diebstahl Auto San Andreas Stadt“ lassen bereits erahnen, dass es den Entwicklern bei diesen Spielen häufig weniger um die Qualität der Spiele geht.

Gangster Diebstahl Auto San Andreas Stadt
Fast vier Sterne und 500.000 Downloads. So schlecht kann „Gangster Diebstahl Auto San Andreas Stadt“ ja eigentlich gar nicht sein, oder? Bildquelle: Google Play Store
Stattdessen stehen höchstwahrscheinlich andere, vornehmlich monetäre Interessen im Vordergrund. Und das sieht man dann auch in den Spielen. Häufig wurden die betroffenen Spiele-Apps mit einfachen Baukastensystemen entwickelt. Die schlechte Grafik lässt sich bereits an den Screenshots erahnen und Spielfluss kommt erst gar nicht auf, weil die Games fast minütlich durch Werbeeinblendungen unterbrochen werden. Doch wie kann es dann sein, dass viele dieser Spiele unter den Top-Charts zu finden sind?

Hier kommt der Google-Algorithmus ins Spiel. Dieser basiert derzeit ganz im Gegensatz zum hochfunktionellen Algorithmus der Google-Suchmaschine nämlich auf sehr simplen Parametern. Apps, die in letzter Zeit häufig heruntergeladen und auch noch gut bewertet wurden, tauchen dann nämlich in den jeweiligen Top-Listen im Google Play Store auf. Dass dieses System relativ einfach zu manipulieren ist, indem „Spiele-Entwickler“ ganz einfach für Downloads und positive Bewertungen zahlen, dürfte nachvollziehbar sein.

Diese Spiele sind schrecklich. Solche Apps landen nicht mit ganz legalen Mitteln in den Charts.

Matthäus Michalik, App-Store-Experte der Digital-Agentur Performics

Doch lohnt sich dies? Durchaus, denn Schätzungen von Experten zufolge sollen App-Entwickler im Schnitt circa 20 Cent pro abgespielten Werbeclip verdienen. Wenn durch aggressive Werbung die Download-Zahlen dann in die Region einer halben Million steigen, dürfte sich dies für die Herausgeber schnell als lukrative Einnahmequelle herausstellen, die den Entwicklern mehr Geld in die Taschen spült, als dass sie für Werbung oder gekaufte Bewertungen oder Downloads ausgeben müssen.

Dass es solche Spam-Apps überhaupt in den Google Play Store schaffen, liegt auch an der Grundsatzentscheidung des Konzerns, es Entwicklern möglichst leicht zu machen, ihre neusten Entwicklungen an den Mann zu bringen. Im Gegensatz zum App Store werden im Google Play Store alle eingereichten Applikationen nämlich nicht persönlich von einem Mitarbeiter auf Qualität und Inhalt geprüft, sondern allein durch eine Software, welche die App auf Spam oder Schadsoftware untersucht. Kann dies nicht gefunden werden, steht einer Veröffentlichung der App im Play Store kaum noch etwas im Wege.

Von Google heißt es, man arbeite daran, das Kontrollsystem weiter zu verbessern, wolle aber weiterhin darauf vertrauen, dass die Community qualitativ minderwertige Apps direkt an Google meldet. Vorerst werden sich Nutzer also damit abfinden müssen, Apps immer selbst testen zu müssen. Download-Zahlen oder Nutzerbewertungen geben keine zuverlässige Quelle dafür ab, ob eine App nun gut oder schlecht ist. Aber immerhin auf die Google Play Awards ist noch Verlass. Wer tatsächlich die besten Apps aus dem Play Store sucht, sollte sich am besten dort umsehen.

Kurswechsel: Gambling-Apps bald im Play Store verfügbar?

Wer gerne zockt und auf der Suche nach seinem Glück ist, hat es aktuell nicht schwer. Im Internet schießen Online-Casino-Seiten förmlich aus dem Boden und locken erfahrene wie neue (Glücks-)Spieler teils mit attraktiven Bonuskonditionen. Doch wer an den Spielen teilnehmen möchte, der muss aktuell noch eine App direkt von der Anbieterseite herunterladen oder darauf hoffen, dass sein gewünschtes Online-Casino über eine für Mobilgeräte optimierte Webseite verfügt. Denn in den Google-Richtlinien für Entwickler hieß es vor kurzem noch:

„Inhalte oder Dienste, die Online-Glücksspiele unterstützen, sind unzulässig. Hierzu gehören u. a. auch Onlinekasinos, Sportwetten und Lotterien oder Geschicklichkeitsspiele, bei denen Geld- oder Sachpreise angeboten werden.“ – Google

Entscheidet man sich für die erste Option und lädt eine App direkt von der Anbieterseite herunter, kann es vorkommen, dass das eigene Android-Smartphone die Installation der App untersagt, da sie nicht im Google Play Store zu finden ist und damit von einer unbekannten Quelle stammt. Zwar ist es relativ simpel, auch Apps von unbekannten Quellen zu installieren, nervig ist dies trotzdem. Doch bald könnte sich dies ändern.

Denn zumindest für den britischen, französischen und irischen Markt hat Google nun eingelenkt und bietet seit August dieses Jahres auch Gambling-Apps mit Echtgeldoption an. Damit die eigene App auch im Play Store verfügbar ist, muss diese aber vorerst ein Registrierungsverfahren für Gambling-Apps von Google durchschreiten. Damit dies gelingt, sind indes einige Mindestanforderungen zu erfüllen. Dazu zählt unter anderem:

  • Gesetze und Branchenstandards des Landes müssen eingehalten werden
  • Der Entwickler benötigt eine gültige Glücksspiellizenz
  • Google-Zahlungsdienste sowie die In-App-Abrechnung durch Google Play sind untersagt
  • Die App muss kostenfrei angeboten werden
  • Hinweise zum verantwortungsbewussten Spielen müssen transparent sein
  • etc.

Vielen Wünschen von Glücksspielfans und Casino-Anbietern zum Trotz gilt die Freischaltung von Glücksspiel-Apps im Google Play Store aber noch nicht für den deutschen Markt, was womöglich auch mit der derzeitigen Rechtslage des Glücksspielmarktes in Deutschland zu tun haben könnte. Sogar die Werbung in anderen Apps für Glücksspiele ist ein Ausschlusskriterium für Applikationen, die im Google Play Store angeboten werden sollen. Ob und wann sich dies ändert, ist derzeit noch nicht absehbar.

Google reduziert Kosten für App-Entwickler

Die zunehmend aufgelockerten Google-Richtlinien für Apps im Play Store dürften vor allen Dingen App-Entwickler freuen, auch wenn das jüngste Beispiel eines falschen WhatsApp zeigt, dass mitunter auch etwas mehr Kontrolle von Google anzuraten wäre.

Und trotzdem: Für viele Entwickler bedeutet der Play Store vor allen Dingen eines: eine einfache Möglichkeit, seine entwickelten Apps auch ohne große Entwicklerfirma einem breiten Markt zugänglich zu machen. Seit kurzer Zeit wird es für Entwickler nun noch einfacher, mithilfe des Google Play Stores Geld zu verdienen. Denn Google reduziert die Standardgebühr, die Entwickler von Android-Apps an Google zu entrichten hatten, wenn sie Abonnements verkaufen, von 30 auf 15 Prozent. Damit genießen Android-Entwickler nun die gleichen Vorteile wie Entwickler von Apps für Apples iOS.

Bedingung dafür ist einzig und allein, dass die angebotenen Abonnements länger als ein Jahr laufen. Die neuen Geschäftsbedingungen sollen ab Januar 2018 gültig sein. Damit schlägt Google in Zukunft gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn zum einen wird es Google durch diese Weise schaffen, den Wettbewerb mit iOS-Apps neu zu entfachen, zum anderen wird so sichergestellt, dass Apps, deren Marketingprinzip auf Abonnementverkäufen beruht, Googles Play Store nicht umgehen, um keine Gebühren zahlen zu müssen.

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