VR-Porno: Verhilft die Pornoindustrie VR-Brillen zum Durchbruch?

Mann mit VR-Brille guckt VR-Porno
Der VR-Porno soll der Erotikindustrie neuen Schwung verleihen. Bildquelle: © sakkmesterke / Fotolia

Der Traum vieler Männer und wohl auch so mancher Frau könnte bald Wirklichkeit werden. Der VR-Porno verspricht beste Ü-18-Unterhaltung für sie und ihn. Virtual-Reality-Pornographie klingt erst einmal abgedroschen. Dabei verhalfen die nackten Tatsachen bereits der VHS-Kassette und auch Internet-Streaming zum Durchbruch. Tatsächlich könnte der VR-Porno auch der virtuellen Realität den so dringend benötigten Schub verleihen.

VR-Porno soll Umsatz ankurbeln

Während Experten eifrig diskutieren, wie Virtual Reality zum größtmöglichen Nutzen aller eingesetzt werden kann – beispielsweise in der Medizin oder auch im Bauwesen – schleicht sich praktisch von hinten jemand an, den man dort auch erwartet: die Pornoindustrie.

VR-Brillen überfluten derzeit den Markt. Nur weiß derzeit noch niemand so richtig, wozu er die futuristisch wirkende Brille eigentlich einsetzen kann. Derzeit profitieren insbesondere Gamer von der disruptiven Technik. Der Zombie-Klassiker Resident Evil kann beispielsweise auf der Playstation VR gezockt werden – ein Realität gewordener Albtraum sozusagen.

Deutlich angenehmer klingt da bereits die Vorstellung, seine wildesten erotischen Phatasien in der virtuellen Welt ausleben zu können. Reine Utopie, könnte man meinen. Tatsächlich ist es aber gerade die Pornoindustrie, die der VR-Technik nun neuen Schub verleihen könnte.

Wer nun entgegnet, die Pornoindustrie sei dafür zu unbedeutend oder für den VR-Porno gebe es eine viel zu kleine Zielgruppe, dem sei in Erninnerung gerufen, dass mit „Livejasmin“, „Xhamster“ und „Pornhub“ gleich drei Porno-Webseiten unter den 30 erfolgreichsten deutschen Internet-Portalen zu finden sind.

Darüber hinaus führt mehr als jeder zehnte Webseiten-Aufruf in Deutschland auf eine Seite mit pornografischen Inhalten. Und als der FC Bayern und Borussia Dortmund 2013 im Champions-League-Finale standen, stürzte die Aufrufstatistik auf Deutschlands beliebtester Porno-Webseite gleich einmal um 40 Prozent ein. Deutschland ist weltweit gar Pornospitzenreiter.

Infografik: Deutschland ist Porno-Spitzenreiter im Netz | Statista

Nichtsdestotrotz hat die Pornoindustrie in Deutschland und in aller Welt zu kämpfen. Denn trotz des allem Anschein nach riesigen Interesses an erotischen Inhalten schwinden die Umsätze sukzessive. Schuld daran sind die zahlreichen kostenlosen Video-Portale im Netz. Hier nämlich müssen Besucher keinen Cent zahlen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen – zum Leidwesen der Pornoindustrie.

Und auch deswegen war Virtual Reality ein wichtiges Thema auf der mittlerweile zum 28. Mal stattfindenden „Eurowebtainment„-Konferenz auf Mallorca Mitte Mai dieses Jahres. Hier wiederum waren Unternehmen vertreten, die auf ähnlichen Messen wie der CeBit eher ungern gesehene Gäste sind: E-Mail-Adressen-Händler, Seitensprung-Plattformen und natürlich Pornoseiten-Betreiber.

VR-Pornos noch Mangelware

Noch floriert das VR-Porno-Geschäft allerdings längst nicht. Dies hat natürlich auch damit zu tun, dass sich die aufwendigen Produktionen für den VR-Porno für viele Produzenten noch nicht rentieren. Denn noch besitzen die wenigsten Männer und Frauen eine VR-Brille. Eine Umfrage von Bitkom aus dem Jahr 2015 ergab jedoch, dass sich 20 Prozent aller Deutschen vorstellen können, sich zukünftig eine VR-Brille zuzulegen. 2016 wurden bereits 130 Millionen Euro mit VR-Hardware umgesetzt. 2020 sollen es bereits 290 Millionen Euro sein.

Die Einsatzmöglichkeiten von Virtual Reality gehen aber weit über den VR-Porno hinaus. Derzeit werden beispielsweise mit dem Internet verbundene Sexspielzeuge auf Live-Cam-Portalen eingesetzt. Hier ist es dem Zuschauer nach Zahlung möglich, das Sexspielzeug von zu Hause aus in die Körperregionen des Performers zu steuern, die ansonsten niemand zu sehen bekommt. „Live Touch“ nennt sich diese Technik, die derzeit zum Beispiel vom Cam-Chat-Anbieter CAM4 vermarktet wird.

Dennoch: Aktuell besitzen VR-Pornos noch nicht die Qualität, um ein breites Publikum zu erobern. Zwar gibt es gewiss auch für Porno-Videos mit unecht wirkenden Darstellern einen Zuschauermarkt, dem Gros der Pornoliebhaber dürfte dies jedoch nicht gefallen. Die technischen Möglichkeiten, gerenderte Pornos in fotorealistischer Qualität zu produzieren, gibt es zwar schon, aber für gewöhnlich besitzen die Erotik-Filmstudios nicht das Budget ihrer Kollegen aus Hollywood, um derartiges Filmmaterial praktisch umzusetzen.

Video: So realistisch kann der virtuelle Porno sein.

Auch deswegen spielt man derzeit mit dem Gedanken, Geld in die Entwicklung sogenannter „Holo-Pornos“ zu investieren. Hier könnte die Augmented Reality helfen. Dadurch wäre es möglich, sich einen beliebigen Pornostar nach Hause auf die Couch zu holen, um sich dort dann de facto mitten ins Geschehen zu begeben. Doch auch diese Technik ist längst nicht so ausgereift, dass es sich lohnen würde, sie in teuren Marketingkkampagnen zu bewerben.

Mit der Zeit ist jedoch zu erwarten, dass sich die Produktionskosten hochwertiger AR-Pornos weiter senken werden und sich im Umkehrschluss sowohl die Menge an produzierten Filmen als auch deren Qualität erhöhen wird. Zumindest im kommerziellen Umfeld – denn bis private VR-Pornos in ansprechender Qualität produziert werden können, scheint es noch ein weiter Weg zu sein.

Für den Moment bereiten die Produktionsbudgets selbst den Erotik-Studios noch immer ein wenig Kopfzerbrechen, auch wenn die Nutzerwertungen bei Filmen auf Plattformen wie virtualxporn.com bereits sehr positiv ausfallen und man den Eindruck gewinnt, dass eine Plattform für VR-Pornos mit der richtigen Strategie durchaus profitabel zu betreiben ist.

VR-Porno scheitert an Interaktivität und App-Stores

Doch es ist nicht nur das Budget, das der Pornoindustrie derzeit noch Sorgen bereitet. Es sind auch die App-Stores, die am Ende dafür sorgen könnten, dass Porno und Virtual Reality doch nicht zusammenfinden. Denn bekanntermaßen sind pornografische Inhalte auf allen App-Stores verboten.

Beim normalen Porno sitzt man einfach oder liegt und da flimmert etwas auf dem Schirm. Bei VR ist man aktiver, man bewegt sich mehr, weil das Gehirn einem vorspielt, dass man das gerade wirklich erlebt.

Ann-Marlene Henning, Psychologin und Sex-Therapeutin

Doch um VR-Videos überhaupt ansehen zu können, benötigt es spezielle VR-Player-Apps. Diese wiederum lassen sich nur aus den einschlägigen App-Läden beziehen. Dass Apple und Google der Pornoindustrie in diesem Punkt entgegenkommen, ist höchst zweifelhaft, auch wenn mit VR-Pornos natürlich jede Menge Geld zu verdienen ist, worauf aus den genannten Zahlen geschlossen werden kann.

Eine weitere Hürde gilt es, bei der Interaktivität zu überspringen. Denn am Ende sind VR-Pornos auch nichts anderes als ein Video – bloß aus einer anderen Perspektive sozusagen. Das „Feeling“ bleibt natürlich aus. Für mehr Interaktivität könnte zum Beispiel die Lichrfeldtechnologie sorgen, die derzeit am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS erforscht wird. Bis VR-Pornos den echten Spaß im Schlafzimmer vollständig ersetzen, dürfte es also noch ein langer Weg sein. Aber wer will so etwas eigentlich?

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