Data Dress – Google und H&M kreieren Modeberater im Internet

Data Dress vom Google und H&M
Bildquelle: (c) Google/Ivyrevel

Das perfekte Outfit kreieren, ohne viel Wissen über Modedesign mitbringen zu müssen – was utopisch klingt, könnte dank der Kooperation von Google und dem Digital-Label von H&M, Ivyrevel, schon bald Wirklichkeit werden. Unter dem Stichwort „Data Dress“ haben der Suchmaschinenriese und das Mode-Unternehmen eine App entwickelt, die auf Grundlage von persönlichen Nutzerdaten eigenständig Outfits zusammenstellt. Die schwedische Mode-Bloggerin und H&M-Designerin Kenza Zouiten gilt als Erfinderin der App, welche aus der Haute Couture die „Coded Couture“ machen möchte. Aber kann Data Dress funktionieren?

Data Dress: Ein maßgeschneidertes Outfit

Derzeit befindet sich die Styling-Innovation noch in der Testphase und steht nur ausgewählten Mode-Bloggern zur Verfügung. Registrieren kann sich aber bereits jetzt jeder unter ivyrel.com.

Das Funktionsprinzip der Mode-App ist denkbar simpel, dürfte aber vor allem Verbraucher- und Datenschützer aufregen: Wer ein individuelles „Data Dress“ erstellen möchte, muss sich vorerst die App herunterladen und auf seinem Smartphone installieren.


Video: Coded Couture by Ivyrel: eine Technologie, die ein maßgeschneidertes Design erstellt.

Der Clou: Mithilfe der Google Awareness API speichert die App exakt sieben Tage lang sämtliche Daten des Nutzers: Standorte, Arbeitszeiten, Interessen, Suchanfragen usw. Die App weiß also exakt, wie sportlich der Nutzer ist, ob er sich eher an sonnigen oder kalten Orten aufhält, welche Stylings er bevorzugt und ob er eher im 5-Sterne-Hotel gastiert oder das Motel an der Autobahn bevorzugt.

Google Awareness API? – Was ist das?

Die Google Awareness API wurde bereits 2016 auf der Google I/O vorgestellt und bietet Entwicklern die Möglichkeit, konkrete Nutzerdaten zu extrahieren. Unterteilt ist die Google Awareness API in die Snapshot API und Fence API. Erstere kann beispielsweise Nutzeraktivitäten feststellen, zu denen Laufeinheiten oder auch Spaziergänge zählen.

Mit der Fence API wird registriert, wenn ein Nutzer einen geographischen Bereich überschreitet oder zum Beispiel während eines spezifischen Zeitraums aktiv ist. So können inaktive Apps aktiviert werden, zum Beispiel die Musik-App, wenn Kopfhörer in das Smartphone eingesteckt werden oder es werden Warnhinweise ausgesprochen, wenn der Nutzer sich am Sonntag seiner Arbeitsstelle nähert.

Hieraus „errechnet“ die App das individuell abgestimmte Data Dress. Besonders praktisch: Frauen können die Design-Änderungen live mitverfolgen und täglich schauen, welche Elemente dem Kleid hinzugefügt werden. Wie dieser Prozess genau funktioniert, darüber bewahren Google wie H&M gleichermaßen Stillschweigen – verständlicherweise.

Data Dress wird designt
Bildquelle: Ivyrevel / YouTube
Doch für modebewusste Personen dürfte das Wie auch nicht sonderlich von Interesse sein. Viel wichtiger: Nach einer Woche steht das Outfit zur Bestellung bereit. Circa 90 Euro (99 US-Dollar) soll das fertige Kleid kosten.

Frauen dürfen ihr neues Lieblingsstück dann natürlich mit anderen teilen. Inwiefern Bewertungs- und Kommentarfunktionen bereitgestellt werden oder wie die Mode-App-Community kommunzieren soll, ist derzeit noch nicht klar.

Data Dress für Männer?

Ob es das datenbasierte Kleidungsstück am Ende auch für das männliche Geschlecht geben wird, ist ebenfalls noch nicht bekannt. Aktuell werden jedoch ausschließlich Kleider mithilfe der Mode-App von Google und H&M konzipiert.

In der Online-Community ist man jedenfalls der Meinung, dass die Styling-App das falsche Geschlecht anspricht. Seien es doch eher die Männer, die am ehesten eine professionelle Modeberatung nötig hätten.

Auch deswege ist es gut möglich, dass es die App zukünftig auch für Männer geben wird. Ebenfalls denkbar ist, dass der Funktionsbereich ausgeweitet wird und sich nicht ausschließlich Kleider kreieren lassen. Wie viel Engagement in die Weiterentwicklung der App gesteckt wird, dürfte auch mit dem Abschneiden der App in der derzeitigen Beta-Phase zusammenhängen.

Data Dress kommt aus der Massenware

Auch wenn das Data Dress individuell anhand persönlicher Nutzerdaten zusammengestellt wird, sollten Mode-Fans keine Unikate erwarten. Denn was am Ende auf dem Smartphone-Bildschirm visualisiert wird, entstammt der aktuellen H&M-Kollektion.

Obendrein bleiben einige Fragen noch offen. Zwar sollen das Material oder Schnitte auf Wunsch verändert werden können, wie aber beispielsweise Größen personalisiert werden sollen über die App, das bleibt fraglich.

Nichtsdestotrotz könnte das Data Dress einen weiteren Meilenstein der Digitalisierung darstellen, die nun auch Mode und Styling-Beratung in das World Wide Web transferiert.

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